Erfolgreiche Sozialisierung von Welpen: Das müssen Sie wissen

Wer einen Welpen bei sich zuhause aufnimmt, steht vor einigen Herausforderungen – neben der Stubenreinheit und den ersten Impfungen ist vor allem auch entscheidend, dass der Hund gut sozialisiert wird. Denn für das spätere Leben ist es unabdingbar, dass er mit seiner Umgebung zurechtkommt. Wie die Sozialisierung von Welpen gelingt, was das eigentlich ist und welchen Zeitplan Sie beachten sollten, erfahren Sie hier.

Was ist Sozialisierung von Welpen?

Unter dem Begriff der Sozialisierung versteht man – übrigens auch bei Menschen – Lernprozesse, die dazu dienen, das Zusammenleben mit anderen Individuen zu ermöglichen. Bei Hunden geht es hierbei insbesondere darum, sie an die sie umgebenden Lebewesen – also bekannte aber auch fremde Menschen und Tiere – heranzuführen und ihnen das richtige Verhalten gegenüber diesen beizubringen.

Im weiteren Sinne beinhaltet die Sozialisierung von Welpen aber auch die sogenannte Habituation, also Gewöhnung. Dabei lernt der Welpe, sich an verschiedene unbelebte Umweltfaktoren anzupassen, wie neue Orte, unterschiedliche Geräusche und die Handhabung durch Menschen.

Junghund sozialisieren – wann und mit wem?

Bei der Sozialisierung von Welpen unterscheidet man grob zwei Phasen, in denen die Jungtiere sich mitunter sehr unterschiedlich verhalten:

  1. Neugierige Phase: Im Alter von ca. 3 bis 12 Wochen findet die erste Phase der Sozialisierung statt, in der Welpen das erste Mal mit ihrer Umwelt in Kontakt kommen. Sie sind noch unvoreingenommen und reagieren auf neue Eindrücke meist neutral oder positiv.
  2. Angstphase: In den folgenden drei Monaten sind Welpen oft trotz guter Erfolge in der ersten Phase plötzlich wieder ängstlich und reagieren negativ – auch auf bekannte Reize. In dieser Zeit muss der Hund erneut lernen, dass äußere Umstände für ihn nicht gefährlich sind.

Da Hundewelpen frühestens ab einem Alter von acht Wochen von ihrer Mutter getrennt werden sollten, findet ein Großteil der ersten Phase im Wurf statt. Welpen lernen zunächst den Umgang mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter, ggf. dem Vater oder weiteren Tieren sowie mit der Umgebung drinnen und draußen. Auch einzelne Menschen lernen sie in dieser Phase bereits kennen.

Sobald der Hund zu Ihnen nach Hause kommt, ist es Ihre Aufgabe, sich um seine Sozialisierung zu kümmern. Einen ängstlichen Welpen zu sozialisieren ist nicht so einfach, deshalb sollten Sie Ihren Hund besonders vor Beginn der zweiten Phase an die wichtigsten Dinge gewöhnen.

Junghunde mit Menschen in Kontakt bringen

Gerade Sie als erste feste Bezugsperson für Ihren Welpen muss der Hund gut kennenlernen. Doch auch die Begegnung mit anderen Menschen ist wichtig. Gewöhnen Sie Ihren Hund zunächst an alle Menschen, mit denen er zusammenwohnt, sowie an häufigen Besuch. Auch Interaktionen mit fremden Personen sind wichtig, sodass Ihr Welpe verschiedene Menschen und Gegebenheiten kennenlernt. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Männer und Frauen unterschiedlicher Altersklassen; auch Männer mit und ohne Bart
  • Kinder, auch Babys
  • Personen mit einschüchternden Gegenständen, z. B. Regenschirmen, schweren Schuhen, Hüten, Sonnenbrillen, Taschen und Rucksäcken, Stöcken, Rollatoren oder Rollstühlen
  • Jogger und Radfahrer
  • Menschen verschiedener Ethnien

Welpen mit anderen Hunden sozialisieren

Obwohl junge Hunde meist in ihrem eigenen Rudel groß geworden sind, ist es auch nach dem Umzug in Ihre Familie wichtig, Kontakte mit anderen Hunden zu pflegen. Welpen sollten dabei nicht nur auf gleichaltrige Hunde treffen, sondern auch mit älteren Tieren in Kontakt kommen, die sie bei falschem Sozialverhalten zurechtweisen. Achten Sie dabei unbedingt darauf, dass es sich um freundliche Hunde mit guter Impulskontrolle handelt. Einen Welpenschutz gibt es außerhalb des Rudels nicht und eine zu harte Behandlung durch einen älteren Hund kann Ihren Welpen nachhaltig traumatisieren.

Für die ersten Kontakte mit Artgenossen eignen sich sowohl Hunde aus Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis als auch zufällige Begegnungen beim Spaziergang. Besonders hilfreich und eine zusätzliche Unterstützung in der Erziehung Ihres Hundes ist eine Welpenschule.

Neben Hunden sollte Ihr Welpe auch mit anderen Tieren sozialisiert werden – das gilt besonders dann, wenn Sie weitere Haustiere haben oder auf dem Land leben. Wichtig ist, dass Sie den Hund vorsichtig an die Situation heranführen und jederzeit eingreifen können.

Übungen zum täglichen Handling

Um sicherzugehen, dass Sie später keine Probleme haben, wenn Ihr Hund zum Tierarzt muss oder Sie ihn untersuchen müssen, sollten Sie ihn auch an diese Dinge gewöhnen. Folgende Dinge sollte der Welpe Sie machen lassen:

  • sich umarmen und hochheben lassen
  • Bürsten, Baden und Abtrocknen; auch Pfoten putzen
  • Alle Körperteile berühren: Bauch, Hals, Pfoten, Schnauze etc.
  • Maul öffnen, Zähne und Mund untersuchen
  • Augen und Ohren untersuchen
  • Krallen anfassen (um sie später schneiden zu können, wenn nötig)
  • auf den Rücken drehen

Achtung: Hunde brauchen pro Tag etwa 18 bis 20 Stunden Schlaf. Bei Welpen kann es sogar noch etwas mehr sein. Überfordern Sie Ihren Hund beim Training nicht, sorgen Sie für ausreichend Pausen und wiederholen Sie Übungen lieber am nächsten Tag, bis sie sich gefestigt haben.

Tipps zur Sozialisierung von Welpen

Damit das Training und das Kennenlernen neuer Dinge für Sie und Ihren Hund möglichst einfach wird, gibt es ein paar ganz einfache Tricks. Am wichtigsten ist es, nicht den Spaß an der Sache zu verlieren. Wenn Sie gestresst oder lustlos an Übungen herangehen, überträgt sich diese Stimmung auf den Hund und es wird ihm schwerer fallen, etwas dazuzulernen. Andersherum funktioniert es aber genauso: Sind Sie motiviert, ist Ihr Hund es auch und Sie können gemeinsam Fortschritte machen.

Einfache Mittel, Tiere darauf zu konditionieren, dass Situationen ungefährlich sind, sind Belohnung und Ablenkung. Befinden Sie sich in einem für den Hund neuen Umfeld – zum Beispiel in einer fremden Wohnung – dann spielen Sie mit ihm. Der Welpe ist abgelenkt und bekommt ein gutes Gefühl, dass er gleich mit der neuen Gegebenheit assoziiert. Hat der Hund wiederum eine ungewohnte Situation souverän gemeistert, belohnen Sie ihn mit einem Leckerli – auch diese positive Konditionierung wird im Gehirn gespeichert.

Last, but not least: Nicht aufgeben. Selbst wenn Ihr Hund einmal ängstlich auf ein Geräusch oder einen Artgenossen reagiert, ist das noch lange kein Misserfolg. Schwankungen im Verhalten sind ganz normal und nicht alles klappt beim ersten Versuch. Wichtig ist nur, dass Sie sich nicht entmutigen lassen und es wieder versuchen – nur so kann Ihr Hund lernen, dass er von einer Situation nichts zu befürchten hat.

Welpen sozialisieren – mit Plan zum Erfolg

Die Sozialisierung von Welpen ist eine langwierige Aufgabe. Damit Sie den Überblick nicht verlieren, was Sozialisierung und Habituation betrifft, haben wir Ihnen zusammengefasst, woran Sie Ihren Hund in den ersten Monaten gewöhnen sollten.

Menschen 1.       Familie

2.       Besuch und Nachbarinnen und Nachbarn

3.       Weitere fremde Personen

Tiere 1.       Eigenes Rudel

2.       Artgenossen und andere Tiere im Haushalt

3.       Weide- und Wildtiere

Orte 1.       Eigenes Zuhause

2.       Wald, Spazierwegstrecken

3.       Tierärztin oder Tierarzt

4.       Fremde Haushalte

5.       Belebte Orte in Städten

6.       Ggf. Büro

Geräusche* 1.       Türklingel

2.       Kindergeschrei

3.       Staubsauger und Föhn

4.       Knallende Türen

5.       Autohupen

6.       Feuerwerk

Verkehr 1.       Autofahren

2.       Radfahren

3.       Bus- und Zugfahren

Gegenstände 1.       Hundebox

2.       Mülleimer

3.       Wäscheständer

4.       Staubsauger

5.       Bodengitter

Tipp: Um Welpen vorsichtig an ungewohnte Geräusche heranzuführen, können Sie sich eine Sound-App aufs Handy laden. So können Sie bedrohliche Geräusche zunächst leise abspielen, während Sie den Hund mit Spielen oder Leckerlis ablenken.

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